Griechischer Thriller über die Verstrickungen zwischen Athener Eliten und Ostblock-Gangstern
„Mittwoch 04:45“, der nun in den deutschen Kinos zu sehen ist, reflektiert die kriselnde griechische Gesellschaft aus einer hier selten beachteten Perspektive: Der griechische Thriller erzählt über die dramatischen Verstrickungen mit osteuropäischen Mafiosi, in denen sich ehrgeizige Athener Geschäftsleute wie der Musikclub-Besitzer Stelios (Stelios Mainas) verfangen haben. Zunächst langsam, fast soziologisch erzählt, zeigt der Thriller den Weg eines koksenden, aber ansonsten eher braven Familienvaters zum erbarmungslosen Killer.
Werbevideo (Neue Visionen):
Die Story:
In den 1990er Jahren scheint für den griechischen Jazz-Freund Stelios (Stelios Mainas) der Himmel grenzenlos zu sein: Wie so viele andere aus seiner Generation lässt er sich mit den neuen Gangstern des zusammengebrochenen Ostblocks ein, leiht viel Geld bei einem rumänischen Mafioso (Mimi Branescu), um in Athen seinen eigenen Jazz-Club aufzubauen. Doch 20 Jahre später hat er den Kredit immer noch nicht zurückgezahlt und nun sitzt ihm die rumänische Mafia im Nacken: Stelios soll den geliebten Club an den Vetter des Rumänen überschreiben, damit der daraus einen Disko-Schuppen machen kann…
Die Umsetzung:
Stelios Mainas zeigt seinen fiktiven Namensvetter nicht gerade als Sympathieträger par excellence: Der Familienvater Stelios betrügt seine Frau, ist ein nachlässiger Vater, kokst herum und ist ziemlich unzuverlässig. Und doch wächst dieser Mann mit der Liebe zum Jazz dem Zuschauer ans Herz, was eben daran liegt, dass Stelios Mainas bei allen philosophischen Exkursen und Längen doch sehr persönlich, sehr menschlich agiert.
Wer indes auf einen reinrassigen Thriller geeicht ist, sei gleich gewarnt: „Mittwoch 04:45“ braucht lange, bis er in Fahrt kommt, man mag ihn stellenweise auch etwas langatmig nennen. Aber wenn es schließlich zum visuell furiosen Finale auf dem verregneten Hochhaus-Dach kommt, hilft eben dieser vorher ausgebreitete biografische Hintergrund zu verstehen, warum die Akteure um 04:45 Uhr so und nicht anders agieren und reagieren…
Fazit:
Ein nicht durchweg spannender, aber doch interessanter Krimi aus Hellas, der das Treiben jener Geschäftsmacher-Generation kritisch beleuchtet, die wir bei uns vielleicht das „Nachwende-Jetset“ nennen würden. Was allerdings immens nervt, ist ein Stilmittel, in das sich Regisseur Alexis Alexiou allzu sehr verliebt hat: Ständig vibirieren brummende Handys in dieser Story bis hin zum aktionsreichen Finale, in dem der nervtötend-omnipräsente Ton nicht fehlen darf: Brrrh…Brrrrh…
Autor: Heiko Weckbrodt
„Mittwoch 04:45“ (Neue Visionen), Thriller, Griechenland/Deutschland 2015, Regie und Buch: Alexis Alexiou, 116 Minuten, FSK 12
In Dresden in folgenden Kinos:
Kino im Dach (KiD), 20 Uhr
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